10 Fragen an... Christa Schmidt-Sanetra

Foto von Christa Schmidt-Sanetra

1. Kannst Du dich erinnern, wann du zum ersten Mal erzählt hast?

Ich habe eigentlich schon als 5-6 jährige mit Begeisterung erzählt. Als ich so klein war gab es noch kein Fernsehen für uns Kinder, also haben wir viel gelesen und wenn uns eine Geschichte nicht gefiel, haben wir sie einfach verändert und neu erzählt. Mein Vater, der ein sehr ernsthafter Mann war hatte dafür überhaupt kein Verständnis. Ich erinnere mich lebhaft an seine hochgezogenen Augenbrauen, wenn wieder einmal der Froschkönig Frosch blieb und die Prinzessin zu sich in den Brunnen mitnahm.

Irgendwann habe ich dann aufgehört zu erzählen.

2. Wie bist du zur Goldmund-Erzählerin geworden?

Ich habe im Jahr 2008 eine Schule für fremdsprachliche Früherziehung in Traunstein im Chiemgau gegründet. Ich wollte von Anfang an den Unterrichtschwerpunkt auf Geschichten legen. Geschichten sind nicht nur das ideale Transportmittel für Lehren allgemeiner Art, auch Sprache lässt sich damit auf spielerische Art vermitteln. Zunächst habe ich hauptsächlich vorgelesen, bald aber gemerkt, dass mir die Kinder immer mal wieder ‘entgleiten’. Auf der Suche nach ‘Freiem Erzählen’ bin ich auf die Website der Goldmund Erzähl-Akademie gestoßen und habe sofort gewusst, dass das genau das ist was ich suche.

 

3. Wo erzählst du am liebsten?

In meiner Schule gibt es einen uralten Dachboden, aus dem ich ein kleine Erzählstube gemacht habe. Dort ist es gemütlich, geheimnisvoll und somit ist es genau der richtige Ort für meine Erzählungen für Kinder. Auch unsere Erzählwerkstätten finden dort in regelmäßigen Abständen statt.

 

4. Wie bringt man dich aus der Fassung?

Ich glaube nicht, dass es leicht ist, mich aus der Fassung zu bringen. Beim Erzählen für Kinder muss man ja auf einiges gefasst sein. Beim Erzählen in englischer oder französischer Sprache kommt schon des Öfteren die Aufforderung: “Jetzt erzählst du die G’schicht aber nochmal g’scheit.” Wobei g’scheit natürlich ‘deutsch’ bedeutet. Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, Erwachsene könnten mich leichter aus der Fassung bringen...

 

5. Es war einmal... deine allererste Erzählung.

Meine allererste Erzählung in einer Bühnensituation war die Erzählung die ich im Zertifizierungslehrgang zu bearbeiten und vorzutragen hatte. Soweit ich mich erinnern kann war es eine amerikanische Kurzgeschichte, aus der ich meine Erzählfassung erarbeitete.

 

6. Dein Tipp für das erste Mal?

Einfach nur authentisch sein. Keine Übertreibungen und eine Geschichte wählen, die einem schon beim Lesen ‘erregt’. Mit dieser ‘Erregung’ fällt es leichter an ihr zu arbeiten und sie dann auch vor größerem Publikum vorzutragen.

 

7. Wo findest du deine Geschichten?

Ich lese sehr viel und gerne. Seit ich Erzählerin bin natürlich auch viele Märchen und Kurzgeschichten. Oft schicken auch Kollegen eine Geschichte, von der sie glauben, sie ‘wäre etwas’ für mich. Im Unterricht verwende ich natürlich originale Kinderbücher aus den entsprechenden Ländern, wie ‘The very hungry caterpillar’, Winnie the witch’, The Gruffallo’ etc.

 

8. Dein schönstes Erzählerlebnis.

Es ist immer wieder ein ganz besonderes Erlebnis, wenn die Kinder, die sonst nur von Star Wars, Harry Potter und anderen Filmen erzählen, Augen und Ohren aufsperren und zusammenzucken, wenn der Troll unter der Brücke hervorspringt und droht eines der ‘Billy Goats’ zu verspeisen. Sie fiebern mit und spielen im Anschluss die Geschichten mit Begeisterung nach.Auch in einer. Ihnen fremden Sprache.

 

9. Wie bereitest du dich vor?

Für die Geschichten, die ich einer Fremdsprache erzähle um Kindern diese näher zu bringen bereite ich mich sehr gut vor. In diesem speziellen Fall muss ich sie vereinfachen, die neuen Vokabeln zunächst mit Bildern einführen und dann mit viel schauspielerischen Einlagen erzählen. Die Kinder müssen aus Gestik, Mimik und Betonung erkennen, was da vor sich geht.

 

10. Was sind deine Pläne für die nächste Zukunft?

Ich liebe Sprache und neben der Sprachenschule und dem Erzählen für Kinder habe ich vor einigen Jahren auch die Ausbildung zum Schreibgruppenleiter gemacht. Seitdem leite ich mit großer Freude Gruppen zum autobiographischen und kreativen Schreiben. Seit zwei Jahren bin ich in dieser Funktion auch für die Goldmund-Erzählakademie tätig.

Das nächste Seminar wird die Heldenreise und die Möglichkeit längere Geschichten mit ihrer Hilfe zu strukturieren zum Thema haben. Es findet am 19./20. 09. 2015 in München statt.

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