10 Fragen an... Peter Kessler

1. Kannst Du dich erinnern, wann du zum ersten Mal erzählt hast?

Fünf Jahre alt muss ich gewesen sein, als ich eine Gruselgeschichte  erfand: Ein Wassergeist haust tief unten in der Toilettenschüssel und nur durch rotes Licht vermag man ihn zu bannen Das hat dazu geführt, dass meine Sandkastenfreunde ihr Badezimmer mieden und ihre Eltern baten, dringend eine rote Lampe zu kaufen.

2. Wie bist du zum Goldmund-Erzähler geworden?

Ein Wochenendseminar bei Goldmund in München, die biblische Geschichte vom lüsternen König David und der schönen Bathseba lieferte mir meinen Übungsstoff. Norbert Kober stellte eine entscheidende Frage: „Sehe ich da einen Teil in dir, der gerne auf die Bühne möchte?!“ Dieses Samenkorn fiel auf fruchtbaren Boden und wurde nach zwei Jahren ein Baum, dessen rauschende Blätter laut und deutlich riefen: „Jetzt oder nie!“ Das Ergebnis: Meine Ausbildung zum Erzähler in Retzbach.

 

3. Wo erzählst du am liebsten?

Auf der Bühne vor Publikum und vor zwei, drei bestimmten Freunden.

 

4. Wie bringt man dich aus der Fassung?

Wenn man bei traurigen Stellen in meiner Geschichte lacht.

 

5. Es war einmal... deine allererste Erzählung.

Die eine ist die Geschichte mit dem Toilettengeist, das andere ist ein Grimmsches Märchen: „Es war einmal eine Prinzessin, deren Haut war weiß wie Schnee, die Lippen rot wie Blut und das Haar so schwarz wie Ebenholz...“. Vor meinem inneren Auge sehe ich meinen jüngeren Bruder und unseren schwarzen Labrador, wir liegen alle unter dem Bett, ich erzähle und die beiden anderen lauschen gespannt.

 

6. Dein Tipp für das erste Mal?

Da zitiere ich Frau Sabine Asgodom, Motivationstrainerin: „Machs EINFACH, aber MACHS einfach!“

 

7. Wo findest du deine Geschichten?

Recherche an einen konkreten Namen und durchforste gezielt das Werk dieses Autors nach geeigneten Vorlagen. Für meine Zertifizierung konnte ich Maupassant als reiche Schatztruhe wiederentdecken. Mein Traum, Emily Brontë, Jane Austen, Charles Dickens, Fontane, Droste-Hülshoff oder die russischen Meister erzählerisch auf die Bühne zu bringen.

 

8. Dein schönstes Erzählerlebnis.

Da erinnere ich mich an zwei Begebenheiten: 

 

Der Zertifizierungsabend jetzt im November in Retzbach, ein ausverkauftes Haus, ein wunderbares Team von Erzählkollegen und ich konnte und durfte den Wachstum meiner Geschichte spüren und auch präsentieren. 

 

Das andere Erlebnis spielt in meiner Heimat im Sauerland im Sommer. Tief, tief im Wald, Abenddämmerung, auf einem Baumstumpf sitze ich und erzähle den Buchen, Eichen und Fichten als stummen Zeugen meine Zertifizierungsgeschichte. Da huscht doch tatsächlich ein Reh aus dem Dickicht, bleibt in sicherer Entfernung stehen, bellt laut und vorwurfsvoll in meine Richtung und verschwindet dann wieder.

 

9. Wie bereitest du dich vor?

Wenn die Erzählfassung fertig ist, erzähle ich die Geschichte mir selbst passagenweise immer wieder, sei es beim Abwaschen, beim Staubwischen, auf dem Fahrrad oder in der Umkleidekabine im Müllerschen Volksbad, sehr gerne im Wald. Kurz vor der Aufführung organisiere ich Einzeltreffen mit guten Freunden und spiele sozusagen die Bühnensituation nach.

 

10. Was sind deine Pläne für die nächste Zukunft?

Zwei Erzählfassungen wachsen in meinem Kopf. Für beide gibt es schon konkrete Aufführungsorte. Das ist die Planung bis April 2016. Und dann muss man sehen. Mein Ideal: 5 neue Geschichten im Repertoire bis Silvester. 

 

Euer

 

Peter August Keßler

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